Uraufführung vor 20 Jahren
Von Steffen Prell |
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Vor 20 Jahren feierte zum ersten Mal ein ausschließlich am Computer entstandener abendfüllender Film seine Weltpremiere. "Toy Story" erzählt die Geschichte zweier rivalisierender Spielzeuge. Der Film der Pixar Studios wurde ein Welterfolg und markierte zugleich einen digitalen Wendepunkt der Filmgeschichte.
"Sie sind da! Geburtstagsgäste im Anmarsch!"
"Keine Panik! Keine Panik!" (Tumult)
"Oh Mann, guckt euch mal die vielen Geschenke an!"
"Ich sehe nichts! Ich sehe nichts!"
Alarm im Kinderzimmer. Andy hat Geburtstag.
"Ich seh's schon kommen. Spätestens nächsten Monat landen wir auf dem Flohmarkt."
"Ist etwas Dinosaurierförmiges dabei?"
Neues Spielzeug bedeutet Konkurrenz um Andys Gunst. Und tatsächlich kommt ein neuer Mitbewohner ins Kinderzimmer. Buzz Lightyear – ein Weltraumpolizist mit Laserfunktion und großem Ego. Fortan ist er der Rivale der Cowboyfigur Woody, die bislang Andys Lieblingsspielzeug war.
"Entschuldige, Haudegen. Mein Name ist Woody, und das hier ist Andys Zimmer. So, das wollte ich nur schnell loswerden. Ach ja, da wäre noch etwas – sicher nur ein kleines Versehen. Das ist nämlich mein Platz. Das Bett hier ist mein Platz.
Ah, planetarische Sicherheitskräfte, wird auch Zeit, dass ihr eintrefft. Ich bin Capt'n Buzz Lightyear, Space Ranger, Weltraumschutzelite."
Doch "Toy Story" ist ein Buddy Movie, ein "Kumpelfilm" - die zwei Rivalen werden am Ende zu Freunden. Als der Film am 19. November 1995 in Los Angeles Weltpremiere feierte, lag eine vierjährige Produktionszeit hinter dem Team. Regisseur John Lasseter, ursprünglich Zeichner, war früh von der Computeranimation fasziniert. Beim Pixar-Studio bei San Francisco, das bis dahin an Spezialeffekten und einigen Kurzfilmen gearbeitet hatte, entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Disney-Konzern den ersten abendfüllenden Film, bei dem nicht ein Bild von einer Kamera gedreht worden war.
"Der Film 'Toy Story' ist ein Animationsfilm, der genau wie die Disney-Zeichentrickfilme gemacht wurde, mit dem Unterschied, dass wir Computer statt Bleistift und Papier benutzt haben. Aber der Hauptunterschied zwischen beiden Medien, dem handgezeichneten und dem animierten Film, war uns immer bewusst: Ein gezeichneter Film ist zwei-, ein animierter dreidimensional. "
Nicht ein Bild von einer Kamera gedreht
Über einhundert miteinander vernetzte Hochleistungscomputer errechneten in insgesamt
800.000 Stunden das bunte Leben im Kinderzimmer - samt räumlicher Wirkung. Und doch stießen die "Toy Story"-Macher in den frühen 90er Jahren immer wieder an die Grenzen der Technik. Pete Docter, heute selbst Regisseur oscarprämierter Animationsfilme, leitete damals bei Pixar die Animationsabteilung.
"Als wir die Geschichte entwickelten, gab es noch viele Einschränkungen. An einer Stelle hätten wir zum Beispiel gerne spritzendes Wasser gezeigt. Es ging einfach nicht, die Technik gab es nicht her. John Lasseter entwickelte dann das Verfahren, das wir immer noch nutzen. Er sagte: "Ignoriert die Technik! Erzählt einfach die Geschichte!"
"Aaaaaah." (Platsch)
"Geht's wieder?"
Welterfolg und Sonder-Oscar
So flogen dann in dieser Szene statt Wasser Cornflakes aus einer Schüssel. "Toy Story" wurde ungeachtet der technischen Grenzen ein Welterfolg und erhielt einen Sonder-Oscar. Denn die Bilder waren trotz ihrer digitalen Herkunft "animiert", hatten Seele, waren liebevoll und detailliert gestaltet. Die warmherzige Geschichte von Buzz und Woody unterhielt und rührte.
"Du hattest von Anfang an Recht, ich bin kein Space Ranger. Ich bin ein Spielzeug, ein dummes, kleines, unbedeutendes Spielzeug."
"Hey, Sekunde. Jetzt mal langsam. Ein Spielzeug ist doch viel mehr wert als ein Space Ranger."
"Ja, natürlich. "
"Nein, glaub mir, ehrlich. Da drüben in dem Haus ist ein kleiner Junge und für den bist du der Größte."
Dabei wäre der Film fast noch gestoppt worden. Die Pixar-Macher hatten sich in der Zusammenarbeit mit Disney so lange nach Anweisungen gerichtet, bis sie sich nicht mehr mit dem Film identifizieren konnten. John Lasseter erinnert sich an eine katastrophale Testvorführung.
"Als es vorbei war, lachte niemand, und der Film war mir so peinlich. Die Studiobosse von Disney sagten gar nichts und gingen einfach raus. Und sie stellten die Produktion ein. Ich habe sie angefleht: Gebt uns zwei Wochen. "
In diesen zwei Wochen wurden einige Figuren noch einmal grundlegend verändert. Mit Erfolg. Am Ende stand ein Einspielergebnis von 360 Millionen Dollar bei einem Budget von 30 Millionen. "Toy Story" war ungleich günstiger als ein Zeichentrickfilm und erfolgreich - das setzte in Hollywood natürlich Maßstäbe.
Es folgten Filme wie "Findet Nemo", "Cars" und "Ratatouille". 2009 erhielten die führenden Köpfe des Pixar-Studios beim Filmfestival in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Und von "Toy Story" ist inzwischen der vierte Teil in Arbeit.
"Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter ..."